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THE KING IS BACK IN TOWN – Fotoshooting & Interview mit Frank Kuenster

Ana Druga: Fotografie | Mareen Vo: Styling | Anne Fonfara: Maske | Nana A.T. Rebhan: Journalistin

INTERVIEW MIT FRANK KÜNSTER: DAS IST DIE LETZTE GROSSE FREIHEIT ­
AUSZUSPRECHEN WAS ICH DENKE

Frank: Du kannst mich alles fragen, ich geb Dir auf alles eine Antwort.

Echt?

Frank: Ja, das macht meine Stärke aus. Ich fühle mich so unglaublich stark, das kannst du Dir gar nicht vorstellen. Ich stand die letzten 5 Jahre an dieser Tür und wurde angefeindet von 50 Menschen, die nicht verstehen, warum sie nicht reinkommen. Ich hab immer versucht, sie ein bisschen zu erziehen. Dieser Job ist ein ganz unglaubliches Privileg: Es gibt ganz wenige Jobs, bei denen du IMMER frei sagen kannst, was du denkst. Ich hab die Leute beschimpft, dass sie charakterlose, dumme, egozentrische Arschlöcher sind.
So sind sie wahrscheinlich sonst noch nie beschimpft worden, weil sie CEOs von wichtigen Firmen sind oder ihr Papa CEO von einer wichtigen Firma ist. 99% von den Leuten haben, nachdem ich sie beschimpft habe, es eingesehen und sich für die Belehrung bedankt. Es ist ja immer die Situation, dass 50 Leute vor der Tür stehen und es dann Leute gibt, die drängeln, weil sie nicht verstehen, dass andere Leute dasselbe Recht haben, nur zwei Minuten zu warten, wie sie.

Haben die sich dann hinten eingereiht?

Frank: Nicht immer, manchmal sind sie dann auch durchgegangen. Das Maßregeln ist dann nochmal ’ne Stufe härter, das mache ich dann nur im Notfall. Sie können ja nicht über meine Worte hinweggehen, denn sie müssen sich ja immer wieder mit mir konfrontieren. Das ist die wahre letzte große Freiheit: aussprechen zu dürfen was man denkt.

Gibt es denn eine Türstehersolidarität untereinander?

Frank: Da bin ich ja so arrogant zu sagen: Ich bin ja gar kein Türsteher, ich bin ja Künstler. Ich baue soziale Skulpturen, und das meine ich auch ernst. Da muss ich auch nochmal zwei, drei Worte auf das Kingsize eingehen. …Ich mach mir die Welt…wi di wi di wie sie mir gefällt…Das Kingsize ist ja der interessanteste Club der Welt. Und ich weiß, was ich sage, denn ich war schon in 55 Ländern. Das ist für einen Durchschnittseuropäer schon ganz gut, die meisten haben so um die 30. Ich weiß einfach, dass es auf der ganzen Welt keinen Platz gibt, wo es eine so große kulminierte Kreativität gibt wie im Kingsize.

Wie viele Leute passen da rein?

Frank: 120. Dann ist es aber richtig, richtig eng.

Wie lange warst Du da jetzt?

Frank: Fünf ganze Jahre. Wir haben am 23. April unsere Abschlußparty gefeiert und nun schließen wir wegen Anwohnerbeschwerden. Wir haben beschlossen, nach eineinhalb Jahren Auseinandersetzungen mit den Nachbarn, in der wir viel Geld für den Anwalt ausgegeben haben, dass wir dem Stress jetzt aus dem Weg gehen. Wir geben nach. Wir könnten das sicher noch zwei Jahre so weiterführen, irgendwie, aber und jetzt kommen wir wieder zu unserer Arroganz: Wir wollen als positive Legende in Erinnerung bleiben. So ein Club oder eine Bar laufen immer einen Transformationsprozess durch, bei dem am Ende die Qualität des Publikums nachlässt. Quantität schadet immer der Qualität. Das ist ein Naturgesetz. Wasser ist nass und der Himmel ist blau.

Aber du sorgst ja dafür, dass die richtigen Leute reinkommen.

Frank: Ja, aber dieser ganz elitäre Kreis, deren Frequenz hat nachgelassen, dahin zu gehen. Dadurch, dass wir nun schon so alt sind, gab es immer mehr Leute, die das Privileg bekommen haben, und dann waren immer mehr Leute dabei, die nicht so super spannend und interessant sind.

Und was machst du jetzt?

Frank: Ich mache erst mal ein bisschen Urlaub. Das bedeutet, ich werde ein wenig länger schlafen. Mehr Fernsehen gucken und nichts machen. Mich so ein bisschen dem Dolce Vita hingeben, was aber nicht bedeutet Feiern, ich will einfach ein bisschen Ruhe und schlafen. DJ Chaos macht ja einen neuen Club auf. Der hat mir angeboten dort zu arbeiten, und wahrscheinlich werde ich es auch tun ­ aus finanzieller Not heraus. Ich habe leider kein finanzielles Polster, auf dem ich mich ausruhen kann, sonst würde ich jetzt reisen. Ich will auf jeden Fall in diesem Jahr noch in den Iran und nach Afghanistan, damit ich das Land 56 und 57 auf meine Karte bekomme.

Wie sind denn die Fotos entstanden, die Ana von Dir gemacht hat?

Frank: Irgendwann hab ich mal im Scherz zu ihr gesagt, ich will Nacktfotos von ihr haben. Dann hat sie gesagt, ja, aber dann will ich dich zuerst fotografieren. Dieses Freisein aber eingeengt sein durch ein System lässt sich meiner Meinung nach gut mit Stacheldraht ausdrücken. Dem Meldegesetz, der Straßenverkehrsordnung, dem Rauchverbot usw. Die Perversität unseres Systems war für mich da der Metaaspekt. Ana hatte die Idee mit dem Bärenfell, die ich auch ganz toll finde, da ich oft mit einem Bären assoziiert werde, da ich ja groß und brummig bin. Ich finde das eine schöne Assoziation. Ich möchte ja väterlich und beschützend zu den meisten Menschen sein.

Und ein römischer Bacchus war auch dabei.

Frank: Ja genau, aber das passt nicht ganz, denn ich bin kein Weintrinker. Ich trinke überhaupt keinen Alkohol. Keinen Tropfen. Das hilft, fit zu bleiben. Ich bin jetzt 48 Jahre alt, aber ich fühle mich die meiste Zeit wie ein 25­jähriger. Das meint nicht, dass ich kindisch bin oder so. Aber ich fühle mich noch so neugierig. Es gibt noch so unglaublich viele Dinge, die ich erleben und sehen möchte. Wenn ich mir die Menschen betrachte, die so alt sind wie ich, dann kann ich deutlich sehen, dass die ganz andere Sorgen haben.
Die wollen ihr Haus fertig bauen und sich jetzt schon so langsam zur Ruhe setzen. Wenn sie einen Urlaub machen, dann 5­Sterne­Ressort und Wellnessbehandlung. Das ist so deren Welt, und da bin ich ganz weit weg von. Das habe ich natürlich auch alles ausprobiert, aber nicht, weil ich mich dazu hingezogen fühlte, sondern weil ich dazu  eingeladen wurde oder Jobs gemacht habe, die das beinhaltet haben.

Wie erhältst Du Dir denn Deine Neugierde?

Frank: Kann ich gar nicht sagen, aber ich bin unglaublich neugierig auf alles, nur nicht auf Essen.

Wie ernährst Du Dich denn?

Frank: Ich esse eigentlich nur Nutella, Honig und Mailänder Salami. Mit Brot.

Nix Warmes?

Frank: Ich esse einmal in der Woche Wiener Schnitzel mit Pommes im ‚Borchi‘ (Borchardts-Anm. der Interviewerin), dann ungefähr alle vier Wochen Filet Mignon im Grill Royal, auch mit Pommes, und im Wechsel zuhause bereite ich mir Köttbullar mit Reis zu.

Hat es denn Spaß gemacht, mit Ana alles Mögliche auszuprobieren?

Frank: Ja, definitiv. Ich habe da auch gar keine Scham, überhaupt nicht. Ich habe neulich auch Nacktfotos gemacht im Rahmen des Kommunenfilms. Da bin ich dann mit Michel drauf, und mit uns fünf nackte Mädchen.

Für die Poster für den Film?

Frank: Ja, genau. Die haben uns auch ein Tattoo gemacht für den Film. (Er zeigt der Interviewerin sein Tattoo) Staatlich aberkannte Kommune.

Habt Ihr Euch das gegenseitig tätowiert?

Frank: Nein, nein, wir hatten eine Tätowiererin ­ die war auch nackt. (er lacht)

Weil wir grade übers Nacktsein reden: Hast Du das Gefühl, dass unsere Gesellschaft spießiger wird?

Frank: Auf einer Ebene schon. Da muss ich ein wenig zurückgehen in die Vergangenheit. Ich hatte mal eine Freundin, die war Exhibitionistin, das war in den 90ern. Ich weiß, dass es damals viele Mädchen gab, die gerne viel gezeigt haben. Dann gab es eine Zeit, wo das gar nicht so war, und seit zwei, drei Jahren erlebe ich eine Tendenz, dass sich das wieder ändert. Vielleicht ist das aber auch nur in meinem engeren sozialen Umfeld so, dass alle Mädchen immer und überall ihre Brüste zeigen. Ich zeig dir mal ein Bild von meinem Geburtstag… Das hier war mein Geburtstag … (Er zeigt der Interviewerin ein Bild auf seinem Smartphone, auf dem sich ein halbes Dutzend barbusiger Frauen um ihn gruppiert hat)

Ich glaube, ihr hattet richtig viel Spaß…

Frank: Ich glaube, dass das nicht nur in meinem Umfeld so ist. Die Mädchen, die hier ihre Brüste gezeigt haben, die kenne ich alle sehr gut, also nicht falsch verstehen… Kennst du das Phänomen ‚Sexting‘? Junge Menschen machen Nacktselfies und schicken die einander. Ich kann dir sagen, diese Mädchen haben alle die Handys voll mit Tausenden von Nacktbildern von ihren Freundinnen und Freunden. Ich finde das sehr gut, denn alles Sexuelle ist auch gleich ein politischer Akt. Das Weltkardinalproblem ist ja die Unterdrückung der Frau. Ich bin gar nicht islamophob, ich bin nur gegen die Unterdrückung der Frau, und der Islam unterdrückt die Frau. Deshalb müssen wir hier anfangen, Frauen von jeglicher Konvention zu befreien. Jeder Frau muss es jederzeit erlaubt sein, ihre Brüste zu zeigen! Und die Frau muss auch die Erlaubnis haben, soviel Männer zu bumsen, wie sie will. Sie darf nicht verurteilt werden dafür! Wenn eine Frau schon eine andere Frau dafür verurteilt, wie soll dann die islamische Frau jemals befreit werden? Das ist ein wichtiger politischer Akt: Free the nipple!

Ach ja, wunderbar, da sind wir schon beim Film: Wie kamt ihr auf die Idee ‚Staatlich aberkannte Kommune‘ zu machen und was ist Dein Part dabei?

Frank: Die Idee kam von Michel, und ich habe den Film produziert und die Leute besorgt, die mitspielen. Der Film ist aus der Idee entstanden, dass wir was machen wollten, was von unserer Realität erzählt, also dass wir ständig von nackten Frauen umgeben sind. Auch dass wir über Politik und über Systemkritik im Speziellen reden wollten. Dann aber wollten wir auch in eine Utopie hinein, wie wir dieses System ändern könnten. Wir sind ja im Status Quo auch gefangen. Wir reden zwar die ganze Zeit darüber, dass wir was ändern wollen, aber so richtig was ändern können wir nicht. Das ist auch ein Kardinalproblem des Films. Der Film erzählt eine Farce über eine Kommune, die ein polyamoröses und sehr freies Liebesleben haben. Auch die Mädchen um uns herum akzeptieren das total. Es ist aber trotzdem überspitzt. Die Kommune, das sind zwei Männer und vier oder fünf Frauen, die die meiste Zeit nackt sind. Wir reden über Liebe und Politik und Zweifel und Systemkritik. Irgendwann kommen wir zu einem Punkt, an dem wir sagen: ‚Wir können nicht mehr nur reden wir müssen handeln,‘ um das System konkret zu ändern, um unsere Utopie konkret durchzusetzen von einer freien, anarchischen Gesellschaft. Wir sind dann in den Libanon gefahren ­ das haben wir auch in der Realität gemacht ­ um auf den Spuren der RAF zu sehen, wie Guerillakrieg funktionieren kann. Dann kommen wir zurück und wollen ein paar Überfälle machen. Aber am Ende bleibt es doch eine Farce, weil wir den letzten Schritt nicht machen wollen, dass wir jemanden umbringen. Wir ballern zwar in die Luft, aber es passiert nicht wirklich was, weil wir im Grunde genommen saturierte Bürgerkinder sind und gar nicht aus unserem Status Quo ausbrechen können, was ja die Konsequenz wäre. Wir müssten ganz in den Untergrund. Das funktioniert aber heute gar nicht mehr, weil wir alle viel zu satt sind und viel zu viel zu verlieren haben.

Wann wird der Film denn fertig sein?

Frank: Ich hoffe, dass er im Sommer fertig wird. Ich werde alles dafür tun. Wir haben versucht, den Film so zu drehen, als wäre es ein Dokumentarfilm, obwohl es ja eigentlich Fiktion ist. Als wir den ersten Trailer hochgeladen haben, haben mich viele Leute gefragt ­ Leute, die mich kennen, die es eigentlich wissen müssten ­ ob das real ist. Das war ein riesiges Kompliment.

Zurück zu Deiner Aufgabe als Former menschlicher Skulpturen: Was ist dabei besonders wichtig?

Frank: Das wichtigste was ich tue ist die Aufrechterhaltung der Geschlechterparität. Aber es sind immer mehr Männer da, immer. Obwohl es auch Abende gab, wo am Anfang des Abends mehr Frauen da waren. Aber gegen Ende des Abends ändert es sich immer, weil Frauen immer so ab vier, fünf nach Hause gehen, und die Männer, die vorher woanders waren, kommen und hoffen, dass sie noch Reste ficken können.

Funktioniert das denn?

Frank: Ja. (Frank lacht und grinst).

Bist Du Buddhist?

F: Ich sag öfter mal, dass ich buddhistische Tendenzen habe, aber ich würde mich grundsätzlich nicht als Buddhist bezeichnen. Diese religiösen Formen finde ich alle abartig, außer Buddhismus, den finde ich am wenigsten abartig, aber trotzdem ist es immer noch zu sehr determiniert.

Hast du eine Ersatzreligion?

Frank: Die Ersatzreligion ist die totale Freiheit, die Anarchie. Den anderen in seiner Gänze sehen, den anderen möglichst wenig einengen wollen.

Du bist nicht so auf der Suche nach Bindung, oder?

Frank: Ich bin polyamorös, ich liebe ganz viele Frauen, eigentlich alle. Ich habe das Privileg, auch soviel Liebe geschenkt zu bekommen ­ ich bin emotional und sexuell erfüllt. Es gibt eigentlich nur zwei Dinge, die mir fehlen, das ist Geld und Gerechtigkeit in der Welt.

Welche Kriterien gibt es für Frauen, damit du sie liebst?

Frank: Intelligent, humorvoll, kreativ und stark.

Schön müssen sie nicht sein?

Frank: Die sind sowieso schön.

Alle sind schön?

Frank: Ja, alle sind schön. Ich finde, Stärke, Humor, Intelligenz und Kreativität machen schön. Ich war mal auf einer Party, da stand ich Donatella Versace gegenüber. Sie war wirklich hässlich, weil ich fühlen konnte, dass sie keine Seele hat. Sie hat ihre Seele verkauft. Leider sehe ich das oft. Da kann die Oberfläche noch so hübsch sein, ich sehe dann nur die hässliche, innere Seele.

Und wie viele seelenlose Menschen wandern so durch die Nacht?

Frank: Leider viele ­ aber nicht in meinem sozialen Umfeld.

Die dürfen dann auch nicht rein, oder?

Frank: Naja, ein paar lasse ich schon rein, weil ich ja auch hoffe, dass sie durch meine Positivität wieder initiiert werden.

Das ist ein guter Plan. Woher kommt es denn, dass es soviel Seelenlose gibt?

Frank: Capitalism Kills Love. Weil wir alles der Effizienz unterordnen müssen nur um zu überleben. Das muss Emotion töten, das geht gar nicht anders, das sind zwei widersprüchliche Linien.

Warum ist dir das Filme machen wichtig?

Frank: Letztendlich will ich meine Sicht der Dinge den Menschen erzählen. Das kann ich zwar im Kingsize auch, aber da können mir ja immer nur zehn Menschen zuhören. Ich dachte mir, wenn ich Filme mache, dann können mir mehr zuhören. Ich denke, es ist gut, immer wieder auf das Wahre, Schöne und Gute hinzuweisen und das immer wieder zu betonen. Alles funktioniert ja durch Redundanz oder durch Mantra. Je öfter du etwas Menschen erzählst, umso wahrscheinlicher ist es, dass sie es irgendwann verstehen.

Man sollte mal einen Film über dich machen.

Frank: Macht grade jemand, David Dietl, der Sohn vom grade verstorbenen Helmut Dietl.

Und wie weit seid ihr?

Frank: Wir haben jetzt so zehn Tage gedreht, er war auch bei unserem Nackt­Shooting dabei. Der macht einen Film übers Berliner Nachtleben, Sven vom Berghain und Smiley sind auch dabei.

Was wird dein nächster Film werden?

Frank: Ich werde eine Doku über eine Mädchenschule in Afghanistan machen weil es am dringendsten ist darüber zu reden. Ich finde, dass Frauenbildung das allerallerwichtigste Thema auf der ganzen Welt ist.

Hast Du das Gefühl, dass Deutschsein grade angesagt ist im internationalen Kontext?

Frank: Auf jeden Fall. Aus diesen ganzen Skills heraus, dem Anti­Heroismus und trotzdem kreativ und stark zu sein. Wir vereinen so viele Widersprüche in uns ­ wir bauen immer noch die besten Autos der Welt, auch wenn Toyota tolle Autos baut. Aber Toyotaautos haben halt keine Seele, während deutsche Autos immer noch eine Seele haben oder man diese in sie hinein interpretiert. Wir haben so etwas wie die Fusion, was in anderen Ländern schwer möglich wäre, obwohl es ja in Amerika den Burning Man gibt, aber das ist ja auch so überkommerzialisiert. Wenn du zum Burning Man willst, kostet das 2.000 €, und auf die Fusion gehen kostet 70 €. Aber ich bin gegen unser System und möchte, dass es gestürzt wird, aber trotzdem: die Regierung erlaubt uns wie damals im alten Rom ‚Panem et circenses‘, ‚Brot und Spiele‘ für das Volk, und die Discos sind die Spiele. Die lassen es zu, dass wir uns am Wochenende auspowern, konzessioniert Drogen nehmen, damit wir am Montag wieder arbeiten und nichts hinterfragen.

Wenn sich Berlin in eine Richtung entwickelt, dass alles immer sauberer und teurer wird, bist Du dann 2020 noch da?

Frank: Ja, denn auch wenn sich Berlin noch mehr provinzialisieren wird, weiß ich, dass es keinen anderen Platz gibt, wo ich leben kann.

Auf der ganzen Welt? Du warst doch schon in über 50 Ländern, und da gibt es nirgendwo ein Plätzchen für Dich?

Frank: Es gibt total viele Plätze auf dieser Welt, die ich total toll finde und an denen ich mir gut vorstellen kann, länger Zeit zu verbringen, aber leben? Nee.

Was macht denn Berlin für Dich so unersetzlich?

Frank: Na, es ist der letzte freie Ort der Welt. Wir haben metropolitanen Charakter und der Leistungsdruck ist bei uns am geringsten. Wenn du Berlin mit anderen Metropolen auf der Welt vergleichst, ist es unglaublich, was Menschen in anderen Metropolen auf dieser Welt für einen Stress auf sich nehmen, nur um da zu überleben.

Frank, dank Dir für dieses Gespräch und bis bald vor der nächsten Tür ­ wo auch immer sich diese befinden wird.

Das Interview führte Nana A.T. Rebhan ­ sie ist Dokumentarfilmermacherin und manchmal auch Reporterin (www.welcomegoodbye.de)